Galerie Peter Herrmann
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Ancient Art from Africa - Benin & Ife |
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Thermolumineszenz - Expertise
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Kopf
Sammlung Paul Garn, Dresden. 1920
Ife-Stil, Nigeria
um 1430
Bronze
32 cm
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Als der erste Ife-Kopf 1910 von Leo Frobenius gefunden wurde, war die Überraschung über die Qualität und Ausführung so groß, dass man die Arbeiten nicht Afrikanern sondern einer griechischen Kolonie zuschrieb. Dabei sprechen Physiognomie und Symbolik ganz offensichtlich für einen Ursprung in Afrika. Spätestens seit Willetts Veröffentlichungen zweifelt niemand mehr an dem Ursprung in Afrika.
An der Physiognomie dieses Ife-Kopfes wird der hohe Realitästanspruch der Gießerwerkstätten deutlich. Dies ist besonders an den Ohren, aber auch an den Augen und der weich modelierten Nase erkennbar. Die Ohren sind nicht mehr nur angedeutet, wie bei vielen Benin-Köpfen, sondern vollplastisch ausgearbeitet. Die sonst so typischen Löcher an Mund und Wangen fehlen diesem Objekt. Nur am Hals sind sie zur Befestigung an einen Holzrumpf ausgestanzt.
Über das enge Linienmuster im Gesicht dieses sehr zart geformten Kopfes mit den realistischen Gesichtszügen existieren unterschiedliche Theorien. Einige gehen davon aus, dass es sich um Schmucknarben handelt; andere meinen, die Streifen sollen einen Schleier darstellen, der an der Krone befestigt war.
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Die hohe Qualität der Ife-Köpfe führte lange zu der Annahme, die Ursprünge der Bronzegießertradition in Westafrika seien in Ife zu finden. Wie der Ethnologe Stefan Eisenhofer in einigen seiner Artikel schlüssig belegt, ist diese Ursprungstheorie aber keineswegs bewiesen. Die Tradition könnte genauso aus Benin stammen, denn im Gegensatz zu dem Gebiet um Ife sind in Benin alte Werkstätten schon etwa 1000 Jahre nachweisbar.
Feinste Provenienz, unglaubliche Eleganz und sehr guter Erhaltungszustand machen dieses Objekt zu einem absoluten Spitzenstück, das im internationalen Vergleich seinesgleichen sucht. Alle Attribute stellen dieses Objekt auf die gleiche Stufe der besten Ife-Köpfe des British Museum.
Vgl.:
Frank WILLETT: Ife. Metropole afrikanischer Kunst. Bergisch Gladbach 1967, S. 36.
Barbara PLANKENSTEINER (Hg.): Benin. Könige und Rituale. Höfische Kunst aus Nigeria. Wien 2007, S. 272.
Stefan Eisenhofer: Ife und die Chronologie der Benin-Bronzen |
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Vergleichsobjekte: |
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Abbildungen:
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Federal Department of Antiquities, Lagos, Nigeria |
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Elsy LEUZINGER: Die Kunst von Schwarz-Afrika, Recklinghausen, 1972, S. 151.
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Ife Museum für Ife-Altertümer |
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Schätze aus Alt-Nigeria. Ministerium für Kultur, Berlin (Ost) 1985, S. 116. |
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Frank WILLETT: Ife. Metropole afrikanischer Kunst, Bergisch Gladbach 1967, S. 37.
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British Museum, London |
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William B. FAGG: Bildwerke aus Nigeria, München 1963, S. 39. |
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Till Förster: Kunst in Afrika, Köln 1988, S. 2.
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Ife Museum für Ife-Altertümer (Kopie) |
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Ekpo EYO, Frank Willett: Kunstschätze aus Alt-Nigeria, Mainz 1983, S. 21. |
Schmuckmuseum Pforzheim (Ausstellung, 28. Mai bis 27. August 2000) |
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Ife, Akan und Benin. Westafrikanische Kunst aus 2000 Jahren, Pforzheim 2000, S. 43.
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