Laut TL-Expertise ist diese hockende Figur ca. 700 Jahre alt - also zeitgleich mit den wunderbar eleganten Ife-Köpfen entstanden. Eine ähnlich Hockende, die von Fagg entdeckt wurde, ist viel realistischer und sensibler ausgearbeitet als diese Figur. Eingeborene hätte sie zu rituellen Zwecken - um die Fruchtbarkeit der Frauen zu stärken - ständig mit Sand abgerieben, was ihr das heutige glatte Aussehen verlieh. Sie wird eindeutig Ife bzw. dem Ife-Stil zugeordnet. Die stilistische Zuordnung ist bei der hier gezeigten Figur sehr viel schwieriger. Obwohl kleine Merkmale, wie die Ohren, stilistisch eher auf Ife verweisen, ist sie ansonsten ungewöhnlich stark schematisiert.
Eine merkwürdige Gemeinsamkeit beider Figuren sind ein jeweils fehlender Fuß und fehlende Hände. Sie sind nicht etwa abgeschlagen oder anderweitig abhanden gekommen, die Figuren scheinen bereits ohne sie gegossen zu sein. Darauf verweisen zumindest die ganz klaren Gußränder. Offensichtlich fehlen die Gliedmaßen, um etwas anderes an der Figur zu befestigen. Ob sie nächträglich mit Händen und Fuß bestückt wurden, konnte bisher nur spekuliert werden - auch die Literatur hat bisher keine Interpretationsvorschläge vorgelegt.
Eine kleine Figur dieser Ausstellung kann nun möglicherweise Aufschluß über Bedeutung und Funktion der beiden oben genannten hockenden Figuren ohne Hände geben.
Vgl.:
Frank WILLETT: Ife. Metropole afrikanischer Kunst, Bergisch Gladbach 1967, Tafel 8. |