Dargestellt sind fünf Europäer bei der Jagd auf Tiere, die an Leoparden erinnern. Allerdings weisen sie merkwürdig gefächerte Schwänze und ungewöhnliche Verzierungen am Hals auf. Beides veranlasste Luschan bereits um 1919 von Fabelwesen auszugehen. Es gilt als ungeklärt, ob es sich bei dieser Szene um ein konkretes historisches Ereignis oder um die Abbildung zweier Herrschaftssymbole handelt. Sowohl Leoparden als auch Portugiesen gelten in Benin als Symbol für die Macht des Oba. Seit dem Beginn des Handels zwischen Benin und Portugal am Ende des 15. Jahrhunderts wurden die fremd aussehenden Europäer häufg auf Bronzeplatten abgebildet.
Die Platte mit Leopardenjagd ist bemerkenswert durch die unterschiedlichen Blickperspektiven des Dargestellten: die Pflanzen sind in der Draufsicht gezeigt, die Leoparden im Profil und die jagenden Portugiesen von schräg oben, ihre Beine verschwinden in der Platte. Dadurch weicht die Platte deutlich von dem sonst in Benin üblichen Schema ab. Möglicherweise hat der Künstler versucht Perspektive im europäischen Sinne darzustellen. William B. Fagg ordnet die einzige uns bekannte fast identische Platte aus dem Ethnologischen Museum, Staatliche Museen zu Berlin wegen der besonders individuellen Züge einem "Meister der Leopardenjagd" zu. Er soll mindestens sieben weitere Platten in ähnlich origineller Weise gestaltet haben.
Vgl.:
William B. FAGG: Bildwerke aus Nigeria, München 1963, S. 52/ 53.
Barbara PLANKENSTEINER (Hg.): Benin. Könige und Rituale. Höfische Kunst aus Nigeria, Wien 2007, S. 455.
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