Diese Figur gibt aus kunsthistorischer Sicht Rätsel auf. Der Stil lässt sich als Nok interpretieren, aber die Nok-Kultur ist viel älter und normalerweise aus Terrakotta gefertigt. Woher man im 18. Jahrhundert diese Stilvariante kannte, ist unklar. Bisher konnte man davon ausgehen, dass spätestens 500 Jahre nach Beginn der Zeitrechnung der Nokstil vergessen wurde und erst Mitte des zwanzigsten Jahrhunderts über Ausgrabungen wiederentdeckt wurde.
Ein Kollege plädiert, trotz kleiner stilistischer Abweichungen, deshalb für eine Herkunft aus dem Djenne-Gebiet im heutigen Mali. In der Sammlung Paul Garn befanden sich Bronzeobjekte sowohl aus Nigeria als auch aus Mali. Es kann von dieser Provenienz ergo keine Herkunft abgeleitet werden.
Der für gewöhnlich entfernte Tonkern befindet sich noch fast vollständig in der Figur. Daher konnte mit einem langsam drehenden Bohrer "kalt" angebohrt und eine Probe für die TL-Expertise entnommen werden, die eine Zeit um 1780 ergab.
Wie bei anderen Nok und Djenne-Figuren stellt sich auch hier der Kopf betont und größer als der Körper dar. Die Augen sind überproportional und umrandet, die kleinen, dünnen Beine positionieren die Figur in einer hockenden Haltung und die Arme greifen mit lebendiger Geste dynamisch in den Raum.
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