Dieser sehr seltene Figurentypus wurde von den Urhobo geschnitzt, die im Südosten Nigerias beheimatet sind. Der genaue Herkunftsort dieser Statue ist nicht mehr bekannt, -bekannt ist nur, dass sie bereits in den fünfziger Jahren zu einer Sammlung gehörte.
Stilistisch hat die Statue viel Ähnlichkeit mit der in Werner Schmalenbach`s Buch "Afrikanische Kunst aus der Sammlung Barbier-Mueller" veröffentlichten. Die dort abgebildete fand man 1968 in einem Shrine zur Verehrung des Owedjebo dem Gründerhelden von Eherhe, einer Agbaro-Dorfgemeinschaft 25km nordwestlich von Ughelli, deren Alter auf etwa 1875 datiert wird. (siehe W.Perkins Foss, 1976)
Die 1,55 m grosse Figur stand im heiligen Hain zur Verehrung der Ahnen und der Waldgeister (edjo re akare) und wurde vom Priesterkönig Ovie und den Mitgliedern der Ekpeko - Vereinigung betreut. Sie hat eine Waschpatinierung und gleichmässig verteilte Verwitterungsspuren und ist im Gesamtzustand sehr gut erhalten. Lediglich der Bereich der rechten Hand, die ursprünglich ein jetzt fehlendes Würdezeichen hielt, und dem Knie sind Witterungs und Fraßspuren sichtbar.
An der Kopfbedeckung und der Halskette leicht erkennbar, handelt es sich um eine ranghohe Persönlichkeit. Der spezielle Schulterumhang verweist auf priesterliche Pflichten. Die Figur sitzt auf einem Thron in erhabener Autoritätspose und strahlt eine ungeheure Präsenz aus.
Der Bildhauer hat bei dieser Statue meisterlich das in Afrika stilistisch verbreitete Prinzip angewandt, Ruhe und Dynamik spannungsvoll in einem Objekt zu vereinen. Die ruhige Pose steht in einem scheinbaren Widerspruch zur Lebendigkeit im Gesichtsausdruck. Das Blecken der Zähne impliziert vordergründige Agression, lässt jedoch bei längerer Betrachtung und Kenntnissen der Hintergründe auch eine durchaus freundlichere Interpretationen zu.