Galerie Peter Herrmann
Johannesburg Art Fair

Frankfurter Allgemeine Zeitung vom 10.4.2010
Artikel FAZ April 2010

uuumpf
html-Kopie der FAZ-online

Joburg Art Fair
Kunst kaufen ist nicht wie ein Auto kaufen
Die dritte Joburg Art Fair (JAF) hat vom Fußballrummel profitiert und sich sehr gut aufgestellt. Die Regenbogennation ist bereit für die Kunst Afrikas.

Von Daniela Roth, Johannesburg


Mary Sibande  

11. April 2010
Auch wenn es der Kunstbetrieb nicht gerne zugibt: Der Fußball lenkt die internationale Aufmerksamkeit auf Südafrika, und damit auch auf die Kunst. Die dritte Joburg Art Fair (JAF) strahlte in einer Allianz aus Kunst, Geld - und Fußball. Munkelte man im vergangenen Jahr noch, die Messe werde vielleicht eingestellt, noch ehe sie sich etablieren konnte, blieb mit der First National Bank Südafrikas (FNB) ein mächtiger Sponsor am Ball und ging in die Offensive.

Zur dritten Ausgabe der Johannesburger Kunstmesse jetzt konnten der Veranstalter Artlogic und der künstlerische Direktor Ross Douglas 22 Galerien im schicken Stadtteil Sandton im Convention Centre begrüßen. Die JAF 2010 wurde ein voller Erfolg, mehr als zufrieden zeigten sich die meisten Galeristen. Käufer sind in Südafrika eine sich etablierende schwarze Mittelschicht, weiße Südafrikaner und Sammler aus Europa und den Vereinigten Staaten. Meist werden Arbeiten gekauft, die von weniger als tausend bis 15.000 Euro kosten.


Sophie reitet für Afrika auf ihrem schwarzen Charger. „The Reign“ von Mary Sibande, 330 Zentimeter hoch: bei der Galerie Momo aus Johannesburg für 35.000 Euro.
 

Malen mit Plastikfolien


Art & Industry war das Thema der Messe, Grolsch-Bier gab Geld (und Bier), und die Art Talks wurden von Alfa Romeo gesponsert. Für die Qualität der gezeigten Kunst garantierten Galerien wie die Goodman Galerie, die in Kapstadt und Johannesburg ansässig ist, eine der wichtigsten Galerien Südafrikas. Sie ist auch auf der Art Basel und Art Basel Miami Beach und bei der Armory Show in New York vertreten. Goodman zeigte eine Gemeinschaftsarbeit von Deborah Bell, Robert Hodgins und William Kentridge. Die Galerie Momo ist Johannesburgs wichtigste "schwarze" Galerie; das ist erwähnenswert in einem Land, das neben den neuen Klassen- durchaus die alten Rassenschranken noch kennt.

 
Bob Gosani
  Love Story, Sophiatown, 1954 von Bob Gosani, 40 mal 50 Zentimeter, Auflage 25: bei Bailey Seippel für 1900 Euro

Die Galerie Ralf Seippel, 1993 in Köln gegründet, ist seit 1996 in Johannesburg vertreten und zum zweiten Mal auf der Messe. Im Jahr 1996, beim Besuch Nelson Mandelas in Berlin, entschloss sich Seippel dazu und war dann die erste Galerie in Downtown Johannesburg. Heute vertritt er Künstler wie Mbongeni Buthelezi aus Soweto, der mit Plastikfolien malt. Vor einem Jahr waren bunte Bilder aus Plastikfolie zu sehen, jetzt sind die Arbeiten strenger, entschiedener, wie zum Beispiel My Feelings von 2007. Bob Gosani war einer der besten Fotografen für das Drum Magazine in den fünfziger Jahren. Viele seiner Bilder sind, wie Love Story von 1954, zu nationalen Ikonen geworden; heute vertritt ihn die Bailey Seippel Galerie, die Foto-Tochter von Seippel.

Für Menschen der Regenbogennation


Penny Siopis  

Bereits 1912 wurde die Galerie Everard Read in Johannesburg gegründet. Sie präsentierte mit einem überdimensionalen negroiden Kopf aus Besen eine aktuelle Arbeit von Angus Taylor unter dem Titel Adrift. Auch die Klassische Moderne Südafrikas war vertreten: In einem speziellen Projekt zeigte die Graham's Fine Art Gallery schwarze und weiße südafrikanische Künstler aus dem frühen 20. Jahrhundert und der Zeit nach dem Zweiten Weltkrieg. Die angesehene Galerie Michael Stevenson aus Kapstadt widmete ihren Stand der Einzelpräsentation von Penny Siopis, einer bekannten Johannesburger Künstlerin, die eine Professur für Fine Arts an der University of the Witwatersrand innehat und in ihren Gemälden - akademisch reflektiert - das Prozess- und Materialhafte eines Bildes betont.


Penny Siopis, Floating World von 2009, Tusche und Leim auf Leinwand, 200 mal 250 cm, bei Michael Stevenson
 

Die deutsche Galerie Peter Herrmann aus Berlin hat in ihrem Programm schwerpunktmäßig Kunst aus Afrika; auf der Messe zeigte Herrmann sehr erfolgreich Arbeiten von Ransome Stanley. Der Maler lebt in München und steht in seiner Person - mit einem Vater aus Nigeria und einer deutschen Mutter - wie in der Vertretung durch Galerien - auch die Johannesburger Galerie Momo vertritt ihn - für Schwarz-Weiß. Ransome Stanley spricht so die Menschen der Regenbogennation an: Hier sind alle Hautfarben vertreten. Seine Arbeit Linton (1200 Euro) zeigt Linton Kwesi Johnson, den britischen Dichter und Musiker karibischer Herkunft, der als politischer Poet gegen das Thatcher-Regime opponierte. Ein Mädchen auf dem Bild mit asiatischen Gesichtszügen steht für China, dessen Einfluss in Afrika immer stärker wird.

Joburg als Shopping Mall


Eine Spezialschau allein zu Art & Football wagte die Galerie Artco aus dem deutschen Herzogenrath. Neben Owusu-Ankomah oder Godfried Donkor hat Artco auch den Kölner Künstler togoischer Herkunft EL Loko im Programm, dessen bemalte Fußbälle (12.000 Euro) prompt in den ersten Minuten der Eröffnung einen Liebhaber fanden. Zum Wahrzeichen der dritten Joburg Art Fair aber wurde die Arbeit The Reign von Mary Sibande: Die junge schwarze Künstlerin, vertreten ebenfalls bei Momo, schuf die Figur Sophie. Sie geht zurück auf ihre Großmutter Sophie Ntombikayise, ein Dienstmädchen, das die weiße Madame bedienen musste. Verkörpert sind nun ihre Träume, große Fiberglas-Figuren zeigen das arme schwarze Mädchen in riesigen, raumfüllenden, phantastischen Dienstboten-Abendkleidern. Und in diesem Look sitzt Sophie auch auf einem sich aufbäumenden Pferd.

 
Ransome Stanley
 
Ransome Stanley, Linton von 2009, verschiedene Materialien auf Papier, 60 mal 90 cm, bei der Galerie Herrmann

Was die intellektuelle Plattform des deutschen Goethe-Instituts auf der Messe darstellen sollte, geriet leider zu keiner guten Visitenkarte. Mit Klaus Biesenbach, dem Direktor des P.S. 1 in New York, hatte man einen sehr unhöflichen Gast in Johannesburg. Selbstgefällig und arrogant kanzelte Biesenbach die Kunstmesse ab: Joburg sei nicht international, komme einer Shopping Mall gleich und habe nichts mit Kunst zu tun. In der anschließenden Diskussionsrunde konterte der Kameruner Kritiker und Theoretiker Achille Mbembe, dass Kunst hier Hilfe zur Selbstreflexion sei: Ein Gemälde, Kunst kaufen, das ist nicht wie ein Auto kaufen!


Goodman Gallery
Deborah Bell, Robert Hodgins und William Kentridge, Untitled von 2009, verschiedene Materialien auf Papier, 270 mal 150cm, bei Goodman

Lawrence Lemaoana
Lawrence Lemaoana, Dancers on the Wall von 2009, bei St Leger & Viney

uuumpf

FAZ
 

Text: F.A.Z.
Bildmaterial: Bailey Seippel/BAHA, Galerie Herrmann, Goodman Gallery, Michael Stevenson, Roth, St Leger & Viney


 
Diese Seite dient nichtkommerziellen Archivzwecken in direktem inhaltlichen Zusammenhang mit der Galerie Peter Herrmann. Bildrechte liegen für weitere Nutzung bei Daniela Roth

uuumpf

Presse

 


FAZ FAZ FAZ