Galerie Peter Herrmann
Pascale Marthine Tayou - Docuenta 11 - Kassel 2002


Juli bis September 2002

Pascale Marthine Tayou war Teilnehmer der Documenta 11

Nach Tayou's erster Ausstellung 1994 in Kamerun integrierte ich den Künstler 1995 in die Ausstellung Around and Around. Zusammen mit Joseph Kosuth, Haim Steinbach und Martin Kippenberger, die der Galerist Achim Kubinski ins Konzept brachte sowie bekannten afrikanischen Größen wie Chéri Samba, Aboudramane oder Sokari Douglas Camp und vielen anderen bekannten Namen, zeigte ich ihn erstmals in Douala.

Etwa zeitgleich bekam Tayou die Titelseite der Kamerunausgabe der Revue Noir. Mit zwei Einzel- und acht Gruppenausstellungen in meiner Galerie förderte ich den Künstler. Den erstaunlichen weiteren Verlauf können Sie auf seiner Vita nachlesen.

Die Galerie Peter Herrmann vermittelte den Kontakt zur Documenta und lieferte Dias, Texte und Vita für die Jury. Auf Betreiben des Künstlers wurde jedoch in der Vita der Galeriename nicht erwähnt. Einer von mehreren Gründen für die Trennung vom Künstler im Jahr 2005.

Erinnern Sie sich an dieses Bild von Bili Bidjocka, Pascale Marthine Tayou und Pierre Granoux in meiner Galerie während der Ausstellung Puzzle?Zu sehen war dieses Bild in
art, Ausgabe Juni

Eine Liste von Teilnehmern der Documenta, die mit Afrika in Verbindung stehen:
Namen
externe Links:
art
Documenta

Presse: Preisentwicklung documentabeteiligter Künstler.
Stuttgarter Zeitung


 

Kommentar

Pascale Marthine Tayou hat die Kasseler Show trefflich auf die Schippe genommen. Wie üblich für ihn, verwarf er im letzten Moment, kurz vor der Eröffnung, sein eingereichtes Konzept um spontan direkten Bezug auf die Ausstellung selbst zu nehmen.

Bei Eintritt in seine Installation findet man sich in einem Gebäude, das eine Wahrnehmungsmischung aus Alpenglück und finnischer Sauna impliziert, mit einer Türe in eine leere Verandasituation und einer anderen auf die nackte Betonwand. In einem der Zimmerchen, alle verkleidet mit Profilbrettern aus Kiefer Klasse A mit akuraten Kanten im rechten Winkel, läuft, hochgehängt, ein Monitor mit Fußball, Formel Eins, Tennis und Golf.


Eine weitere Türe führt ins "Freie", das aber de facto ein geschlossener Raum mit Betonwänden und Fabrikglasdach in 10 Meter Höhe ist. 3 Straßenlampen sorgen für spärliche Beleuchtung
 
Hier wird man mit einem einzigen Film konfrontiert, der wie ein Kanon mit verschiedenen Anfangszeiten in unterschiedlich großen Fernsehern läuft, die alle auf mobilen Wägelchen stehen. duzende Kopfhörer baumeln ohne Gebrauchsnutzen von Telegraphenleitungen und begleitend hört man einen kakophonischen Lärm, der sich aus jeweiligen Filmsequenzen ergiebt. Derselbe Film kann als Großprojektion an der Wand noch einmal betrachtet werden. Vor dem Endlosloop der Straßen-und Dorfszenen, mit digitaler Handkamera in Urlaubsfilmqualität gedreht, verweilt der Betrachter und versucht hilflos zu ordnen.

Der Hammer aber ist jener einzelne Monitor in der Hütte. Statt CNN, die Pate für die Documenta standen, läßt Tayou als Karikatur Eurosport, das Sportmagazin, als Endlosprogramm laufen.