Galerie Peter Herrmann

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Alte Kunst aus Afrika
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Hip Mask Benin Culture

Foto: Peter Herrmann

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Thermolumineszenz - Expertise

in Kürze

Gürtelmaske

Benin-Kultur, Nigeria
etwa 1700
Bronze
17,5 cm

Abgebildet im Netz seit August 2017
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Gürtelmaske:

Wie in vielen Abbildungen von Statuen und Platten zu sehen, wird in der Hüfte ein Wickelrock mit seitlichem Knoten gebunden auf dem als Zier und Abzeichen eine solche Bronze aufgebracht wurde. Neben standesgemäßem Schmuck hielt der Träger ein Zeremonialschwert in der Hand und hatte noch eine meist aufwendige Kopfbedeckung. Gürtelmasken dürften als ein Teil des Familienreichtums gesehen werden. Es ist immer wieder zu betonen, dass über viele Jahrhunderte der Wert der Metalllegierung nur wenig unter Gold rangierte, weshalb beide zur materiellen Absicherung der großen Familien dienten. Am Körper getragen bei festlichen Anlässen wurden diese Reserven der Allgemeinheit als Bestand vorgeführt.

Die Patina ist gepflegt gereift und hat, durch Stilistik unterstützt, ein geschätzes Alter von 300 Jahren. Die extrem nach vorne ausgearbeiteten Augen mit schwer zu bestimmenden darunterliegenden Schlitzen erinnern stark an wuchtig plastische Betonungen, die von den Yoruba nach Osten bis zu den Oku in Kamerun als abstrahierte Gestaltungsvarianten häufig vorkommen. Interessant die als Pupillen eingelegten Eisenscheiben, die ansonsten bei den Gedenkköpfen der Bini derart verarbeitet werden. Im Gegensatz zum allgemein sehr guten Erhaltungszustand, sind die Pupillen nun stark korrodiert.

Augen, die breit ausgelegten Nüstern der Nase und Mund sind in symetrischem Dreieck angelegt, das die untere Hälfte des gesamten Ovals füllt. Die Rahmung dieser unteren Hälfte sind Ringe, die wie Ösen zum etwas befestigen zu sein scheinen und doch nur Zier sind.

In der oberen Hälfte wird durch eine Gitterstruktur ein Korallenhut angedeuted, der mit einem Diadem verziert mit Rauten die obere Rahmung bildet, die als Linie über Ohr und Ösen das Oval optisch schließt. Ein dünner Zopf ist nach vorne ausladend mit seinem Ende an der Stirn mit der Haube verbunden. Eine kleine Glocke mit Spiralförmig ausgelegten, als Polster zu vermutenden Unterlage, dürfte die Stirn vor dem Reiben des metallischen Glöckchens schützen. Auf der Stirn die bekannten senkrecht parallelen Narbentatauierungen, die Herkunft und Status markieren.

Der Zusammenhang der Hüftmaske auf die so genannten Passport-Masken stammt von dem togoischen Händler. Die Träger solcher Masken genossen rechtliche und diolomatische Autorität. Sie waren ausgewiesene Boten eines Herrschers. Am Stil der meist handgroßen Masken ließ sich Herkunft ableiten. Die Qualität der Ausarbeitung auf den Status. Auf Reisen genoss der Diplomat die Sicherheit eines in ganz Westafrika weit verbreiteten Konsens der Unberührbarkeit über Stammes-, Ethnien- und Herrschaftsgebiete weit hinaus.

Im Gesamten ist diese Hüftmaske ein extrem harmonisches Werk. Es hat in der senkrechten Achse eine Spiegelsymetrie und in der mittigen Waagerechten ein formale Symetrie von zwei sich zur Raute formenden Dreiecken im Oval. durch die Spannung der Beweglichkeit von Augen als Sehen und Mund im Sprechen erhalten die harmonisierenden Symetrien einen Spannungsbogen, der klassich auf der Zahl Drei, wieder in Anlehnung an das Dreieck gestaltet wurde und stark betont wird. Für den Formempfindenden hat diese kleine Maske einen Rhythmus der sich in absteigend waagerechten Linien formal äußert und von Runden und Dreiecken begleitet wird. Durch die Betonung des Lebendigen wird die Ruhe der strengen Symetrie synkopisch gebrochen. Die verweisenden Details ergeben eine Fülle von Informationen und Geschichten.

Ein kleines Meisterwerk mit hervorragenden Kenntnissen von gestalterischer Ausgewogenheit und Spannung in einem und hoher handwerklicher Fertigkeit.


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Vergleichsobjekte:  
Abbildungen:
Pitt-Rivers, 1900, figures 86-87    
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Von Luschan, 1919: pp 375-376.    
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    Randart