Galerie Peter Herrmann

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Kopf der Ife Kultur - Replik

Foto: Peter Herrmann

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Thermolumineszenz - Expertise

Zur Expertise

Head
Ife-Culture
Between 1 and 50 years. Perceived age: 600 years
Bronze. 32,5 cm
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Head - Ife culture: Translation soon

 

Mit folgendem Text möchte ich Sammlern die Arbeit eines Galeristen näherbringen und beschreiben, wie ich an die Analyse von Objekten herangehe. Das Trennen von Original und Fälschung betreibe ich nun schon knapp 40 Jahre. Bei klassischer und bei zeitgenössischer Kunst Afrikas.

Der abgebildete Kopf wurde mir im Jahre 2015 in Lomé zur Begutachtung und als Kaufangebot überreicht. Nach eingehender Untersuchung zunächst nach stilistischen Kriterien und dann mit 12facher Vergrößerung unter der Lupe ergaben sich Zweifel an der Echtheit, die von dem als seriös geltenden togoischen Händler nicht geteilt wurden. Er berief sich schlüssig auf eine als sehr sicher geltende Provenienz in Nigeria.

Eine erste Verunsicherung war eine verminderte Gussqualität an nun korrodierten Stellen. Bei einem 600 Jahre alten Objekt wäre dies durchaus möglich, war aber dennoch ein von mir so genannter "Stolperer". Also ein "kann sein, kann aber auch nicht sein". Bedingt durch den hohen Wert des Materials, wurden im 15. Jahrhundert Objekte schon bei sehr kleinen Fehlern eingeschmolzen und erneut gegossen. Der zweite Stolperer war die Eindellung am Sockel. Sie müsste durch einen sehr großen Stoß entstanden sein, von dem man aber keine Spuren sehen konnte. Also besteht in logischer Konsequenz die Möglichkeit, dass diese Delle mit der Absicht der Vortäuschung bereits schon so gegossen wurde. Doch auch dies heißt nur: "könnte". Zwei solcher Hinweise bedeuten, nun sehr genau hinschauen zu müssen. Stilistisch ist der Kopf 100% getroffen und selbst die Gesichts-Tatauierungen haben an den Kanten leichten Abrieb, der normalerweise auf hohes Alter durch Witterungseinflüsse schließen lässt.

Auch nur ein "kann oder auch nicht" ist die Haftung der Patina, die sich insgesamt leicht mit dem Skalpell abheben ließ. Doch ein endgültiger Zweifel an der Echtheit entstand bei akribischem Absuchen der Oberfläche. Immer wieder tauchten kleinste, blank geriebene Pünktchen auf, die mit dem bloßen Auge nicht zu erkennen waren. Winzigste Erhebungen der Oberfläche, die an der Spitze ganz leicht plangeschliffen sind. So wenig, dass es nicht von Schleifpapier oder ähnlichem herrühren konnte, sondern von Woll- oder Baumwollballen, mit denen eine mehrschichtige Patinierung eingerieben wurde. Dies zu sehen erfordert intensive Kenntnisse des gesamten Herstellungsprozesses.

Im 15. Jahrhundert wurden vermutlich die goldgelb glänzenden Messing-, bzw rötlich schimmernden Kupferoberflächen mit einem Kräutersud "brüniert". Dies dürfte zwei Gründe gehabt haben: Zum einen ein Schutz der Oberfläche gegen Oxydierung und dann als Grundierung für Kolorierungen. Ähnlich griechischer Steinskulpturen, die heute nur noch uni zu sehen sind, dürften diese Köpfe vor Gebrauch teilweise mit pflanzlichen Farben gefärbt worden sein. Da Hals und Schädel vermutlich durch Applikationen zugedeckt waren, war es vorwiegend das Gesicht, bei dem sich immer wieder rötlich-braune Pigmentrückstände finden lassen. Bei diesem Kopf lagen aber einige dieser Pigmente unter der Patinierung, was handwerklich keinen Sinn ergibt. Bei Originalen wurde vor Gebrauch kaum gerieben, sondern aufgetragen bzw wurde mit feinen Stoffen gereinigt. Die Oberfläche zeigt aber Abriebspuren mit Druck, die eine Patinierung an erhabenen Peaks mit abgerieben haben. Dies könnte somit als Hinweis auf eine nachträgliche Patinierung bewertet werden.

Da alle diese aufgezählten Details noch kein schlüssiges Ergebnis darstellten und der Händler weiterhin wegen der Provenienz auf Echtheit plädierte, entschlossen wir uns zur Prüfung durch die Thermolumineszenz-Analyse im Labor Kotalla. Für den Händler enttäuschend für mich vorhersehbar, erbrachte die Prüfung ein Alter von 1-50 Jahren. Dennoch ist dieses Objekt ein hervorragendes Beispiel für die Kenntnisse, die man in Nigeria bei der Herstellung von Fälschungen hat. Wie ein Kujau oder ein Beltracci hat auch eine solche Arbeit einen hohen Wert als Replik. Durch einen entsprechenden Kaufvertrag mit Beifügung der Expertise wird die Fälschung gewissermaßen mit der Signatur des Fälschers versehen und dadurch als Replik kenntlich gemacht.

 

Peter Herrmann, January 2016



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