Auf der Platte sind drei fast identische junge Männer zu sehen. Ihr einziger Körperschmuck besteht aus Korallenfußstulpen und einem Korallenhalskragen, der sie als ranghohe Angehörige des königlichen Hofes ausweist. Beides wird ausschließlich während bestimmter zeremonieller Anlässe getragen. Während die Stufenfrisur mit den geflochtenen Zöpfen häufiger auf Beniner Reliefplatten vorkommt, ist die Körperverzierung eher selten. Wahrscheinlich bezieht sie sich auf eine Körpertätowierung, aber auch Körperbemalung wäre möglich.
Schon 1919 benennt Luschan die Schwierigkeit bei der sehr ähnlichen Berliner Platte zwischen Bemalung und Tätowierung zu unterscheiden. Er vermutet damals, dass es sich um Körperbemalung handelt, die zu einem bestimmten Fest aufgetragen wurde. Im Wiener Katalog wird eben diese Platte wieder neu diskutiert. Leider lässt der Autor das Thema der Körperverzierung ganz außen vor und benennt sie nicht einmal.
Stattdessen widmet er sich in einem größeren Abschnitt einer Anekdote, die mit dieser Platte in Beziehung stehen soll. Demnach stelle der mittlere Knabe den Kronprinz Odogbo, den Sohn des Königs Oba Ehengbuda (ca. 1578 - 1608), dar. Wegen seiner weiblichen Züge ging das Gerücht, dass der Knabe eigentlich ein Mädchen wäre. Aus dem Grund wies der Oba an, sein Sohn möge mit einem Gefolge gleichaltriger als Beweis seiner Männlichkeit nackt von Usulu, wo er residierte, bis Benin gehen. So sollte vorgeführt werden, dass Odogbo tatsächlich ein Mann war und als Thronfolger in Betracht kam.
Vgl.:
Felix von LUSCHAN: Die Altertümer von Benin, Band 2, Berlin 1919, S. 219-220.
Barbara PLANKENSTEINER (Hg.): Benin. Könige und Rituale. Höfische Kunst aus Nigeria, Wien 2007, S. 468. |