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Offener Brief von Herr Godwill Ames

Sehr geehrter Herr Hermann,

eine mir gute Bekannte, Frau ....., bat mich um meine Meinung zu dem Thema "Ifè Masken" und zu Ihrem Artikel. Mit allem Respekt möchte ich eine Frage stellen. "Wer ist der Herr Doktor Hermann Forkl? Und wer sind die Herrschaften der "Vereinigung der Freunde afrikanischer Kunst", die sich als Primus inter Paris der afrikanischen Kunst darzustellen versuchen?

Nun, ich bin das erstgeborene Enkelkind des verstorbenen Stammeskönigs Kpakpo von Degbenou. Aus dem Stamm und über Ecken verwandt mit der Mutter des amtierenden Königs Da Azlinon des Königreichs Abomey, Sitz in Abomey/Benin. Meine älteren Halbgeschwister sind aus der direkten Linie des Tschatscha (alias Cobra Verde) in Ouidah/Benin. Wenn meine Tätigkeit in Entwicklungsstrategie und – politik für Benin/Togo mir etwas Zeit lässt, erhole ich mich mit afrikanischer Kunst ( Malerei-Unikate ) und Modellen von Bronzen, mit gelegentlichen Ausstellungen u.a. in Museen. Die künstlerische Ader ist und bleibt eine Pflicht bei den kriegerischen Stämmen in West Afrika, und nicht Wenige der Adligen sind Meister der Kunst gewesen. Für meine Visitenkarte wäre das genug.

Zum Thema "Ifè Masken" möchte ich den Lesern und Ihnen zur Aufklärung ein paar Anekdoten über die sog. "akademischen Ethnologen" erzählen. Sollte irgendwie jemand daran zweifeln, dann kann ich die Namen preisgeben.

Ende der Kolonialzeit in Burkina Faso (ex Haute-Volta ) kam der Neffe eines hohen Kolonialbeamten zu Feldforschungen für seine ethnologische Dissertation über die damalige politische Korrektheit "primitiver Völker" nach Benin. Man verkleidete dort den "Dorftrottel" als König und brachte ihn zum original Hof. Der Trottel musste in Anwesenheit des echten Protokoll-Chefs gut spielen und gute Antworten (natürlich falsche) geben und dem jungen Franzosen bei der Feldforschung beistehen. Dieser Unfug wurde mit summa cum laude gekrönt.

In den 80ern begegnete ich an der Universität Straßburg einem solchen "Afrika Experten" bzw. Experten der "traditionellen Naturreligion von Süd-Kamerun". Ich war nicht sein Student. Durch Zufall erfuhr ich von seinem Klausur-Thema. Die Frage war unglücklich gestellt und ich wünschte mit ihm darüber zu sprechen.

Beiläufig gesagt, jedes sich achtende Stammeskönigshaus hat Zugang zu jeglichen Informationen, Ritualen, Verfahren etc...seiner Nachbar Königshäuser. So ist es eine Tatsache, dass jeder weiß, Tschaka Zulu hat zu Lebzeiten kein Kind gezeugt! Aufbau und Ablauf des "Ewili-Rituals" sind ebenfalls Wissen aller Stammeshäuser. Auf diesem bekannten "Ewili-Ritual" hat der angehende Wissenschaftler seine Forschungsthesen aufgebaut. Natürlich wurden ihm gegenüber die wahren Insider-Informationen zurückgehalten.

Den Voodoo haben wir in Benin und Togo erfunden! Wie sonst niemand beherrschen wir ihn auch! Darum kommen die Ewili-Meister zur Lehre zu den Voodoo-Priestern und hinterlassen ihre know-how in Ewili. Zu guter Letzt nenne ich die sog. "Kunst-Ethnologen". Diese Herrschaften wagten Behauptungen, die wir Afrikanischen Künstler uns selber in unseren kühnsten Träumen nie trauen würden aufzustellen! Diese Leute nennen sich Ethnologen, "klappern" wahllos und ohne Schema die Werkstätten ab. Naiver- oder Dummerweise lassen Sie sich von lokalen „Möchtegern Ortskennern“ führen.

Die Weisen in Afrika haben aus den Fehlern der Kolonialzeit gelernt. Wenn ein Ethnologe überhaupt etwas lernt, dann ist es das, was man ihm gönnt! Ein Einheimischer kommt unter Eid und darf seine Kenntnisse nicht preisgeben! Das Brechen des Eides hat z.B. einen angehenden berühmten Regisseur Afrikas aus Benin-State/Nigeria das Leben gekostet. Er gab ein paar kleine Details in seinem Film über die „Ahnen-Götter“ (Egungun) preis.

Die Bronze- Schmieden gehören zur mächtigen Gilde der Schmiede. Die Ethnologen haben selten eine Ahnung von dem Zeitaufwand der Herstellung und des Verfahrens eines „Meisterstückes“. Die wahren Meister scheuen das Publikum. Alle Meister wissen auch von der gezielten kulturellen Plünderung die die sog. „Ethnologen“ (nicht die Händler) mit oder ohne Kolonialarmee veranstalten.

Hat der Ethnologe einige Stücke bei einem Meister erworben, stellt er sie stolz in seinem Museum aus samt Provenienz, dem Namen des Meisters etc... In seltenen Fällen handelt es sich jedoch bei diesen Kunstwerken um original vom Meister hergestellte Stücke. In den meisten Fällen bekommt er die Gesellen- Übungs- und Lehrstücke. Der Ethnologe wird dies nicht erkennen. Für ihn sind sie alle „Master Pieces“. Es scheint, als wäre er blind vor Freude „Kenner“ zu sein und verfällt sofort in Anmaßung. Demgegenüber steht der Händler. Er lebt von seinen Geschäften! Ergo ist er gezwungen, Qualität zu gewährleisten um auf dem Markt zu bestehen. In mir bekannten Fällen sind Leute durch Zufall zum Händler geworden bzw. aus Liebe zur Afrikanischen Kunst. Sie haben aus ihrem Hobby einen Beruf gemacht.

Die seriösen Händler sind gewissenhafter, als der Professor X. Sie bauen ihren Kontakt zu den Könighäusern auf. Sie lassen die Objekte in Europa von unabhängigen Instituten und Kennern überprüfen und bemühen sich, Qualität, Datum, Originalität und Provenienz zu gewährleisten.

Mit allem Respekt, was soll es bedeuten, dass „... gute Stücke ohne Nachbearbeitug auskommen........ und Schleifspuren an guten Güssen nicht oder kaum zu sehen“ sind? Was sind „gute Stücke“? Was sind „gute Güsse“? Was ist Schleifen und Nachbearbeitung? Seit dem 14 Jahrhundert bis heute, mit den vorhandenen Werkzeugen, sind die einwandfreien guten Güsse höchst selten zu finden! Das Können gelang ein paar wenigen Meistern! Fast alle Güsse wurden mehr oder weniger überarbeitet und je nach Fähigkeit und Fertigkeit des Meisters kaum oder nicht nachweisbar. Das wissen alle halbwegs seriösen Ethnologen und Händler!

Eine Expertise durch TL-Analyse wurde erstellt. Entweder man ist Ethnologe oder diplomiert in TL-Analyse. Wer nicht Experte ist und die Expertise der TL-Analyse anzuzweifeln vermag, entbehrt jeglicher akademischen Glaubwürdigkeit und Seriösität. Es scheint mir als hätten Sie, Herr Peter Herrmann „Ihrem Guru keinen Tribut gezollt “. Somit werden nun alle Ihre Objekte weiter als falsch bewertet und die des Gurus als echt. Davon abgesehen werden Sie nur sehr schwer dahinter kommen, für wen er die Expertise schreibt. In den Museen werden Sie nur über Strohmänner seine Werte als Experte in Erfahrung bringen. Mit mehr Glück, vielleicht für wen er schon mal geschrieben hat. Seien Sie gewiss, dass diese Informationen Sie etwas kosten werden. Am besten treten Sie der „Vereinigung der Freunde afrikanischer Kunst“ bei. Wahrscheinlich ist dieses zwingend um echte Objekte zu besitzen.

Mit freundlichen Grüßen und meinen guten Wünschen.

Godwill Ames
27.6.2005
a_godwill@hotmail.com

Ausgangsartikel zum Thema:
Kommentar zu einer Ife Maske beim Auktionshaus Quittenbaum mit Expertise von Dr. Hermann Forkl

Artikel zum Thema:
Eine Stuttgarter Posse

Artikel zum Thema:
Forkls Andere Moderne

 

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