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Kolumnen
von Peter Herrmann
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Aktuell
29.12.2018

Graue Linie
Kuriositätensammlung
 

„Nicht nur weil der Unterschied zu einem Original in Europa für die wenigsten erkennbar ist, sondern auch weil Form, Funktion und Kraft vom Schöpfer häufig als nicht veräußerbar galten. Dieser Handel mit indigenen Objekten ist eine europäische Erfindung. Selbst wenn sie zu Kunstwerken erklärt wurden oder die Nachfrage nach Kopien stimulierten, bleibt dies eine Aneignung des Westens, die ihm nicht zusteht. Der Handel sollte gesetzlich unterbunden werden."

Sehr geehrte Leserin und Leser, haben Sie verstanden was da Jemand von sich gab?

Es ist eine Frau, die in staatlichen Diensten mit sehr viel Geld vom Staat bezahlt wurde und nun eine stattliche Rente bezieht..

Es ist ein Frau, die in einer Generation an die Stelle einer Direktorin gehievt wurde, als es schick wurde, da nur noch Frauen hinzuhieven.

Es ist eine Frau, von der man früher schon ähnlichen Dreck gehört hat aber nicht hinhörte, denn es war ja nur die Direktorin eines Völkerkundemuseums, für das sich keine Öffentlichkeit interessierte.

Es ist eine Frau, die am entstehen des Humboldt-Forums beteiligt war. Das derzeit am meisten beachtetste Haus in Deutschland bezogen auf traditionelle Kunst und Kunsthandwerk von Völker alter Zeiten. Von indigener Kunst, die einmal, von der Wirtschaft und dem Handel gefördert, die Europäer bilden sollten und sie über die Vielfalt, Schönheit und Kuriosität der Welt aufklären sollte. Der Handel bezahlte Männer, die sich Wissenschaftler nannten und von denen es einige gut und prima schafften, Wissen zu schaffen. Zwischendrin war auch mal eine tolle Frau, die es, trotz gesellschaftlicher Widrigkeiten, schaffte, im Pantheon der Forschung eine Rolle zu spielen. Weil sie tough war. Ansonsten war das Männersache, von denen viele „im Feld“ verstarben, denn Feldforschung war Mangels weiblichen Interesses schlicht Männersache.

„Selbst wenn es sich bloß um Kopien handelt?“
Viola König: „Auch dann.“

Die will vielen in die Suppe spucken.

So etwa einer Million Afrikaner. Familien, die vom Export von Kunst und Kunstgewerbe leben. Beteiligt an der Entstehung eines Hauses, das mit der Kunst der Welt Touristen anlocken will? Hat man in Berlin LSD ins Grundwasser gemischt?

„… sie (der Handel) umgarnten Museumskuratoren mit luxuriösen Einladungen. Heute hat sich der Kunsthandel ethnologisches Wissen zu eigen gemacht, zitiert gern aus der einschlägigen Literatur, um die Echtheit der Objekte nachzuweisen….“

Welche unfassbare Arroganz und Überheblichkeit trieft aus solchen Sätzen. Der Handel bezahlte Wissenschaftler um gebildete Angestellte für ihre überseeischen Aktivitäten zu bekommen. Um 1900 direkt, aus eigener Tasche, heute über den Umweg von Steuern, verwaltet von Berufsverwaltern die sich Politiker_Innen nennen. Und nun kommt dieses Subjekt und tut so im neudeutschen Gender-Sprech, als wären das korrupte Interessen? Wir, die Wirtschaft, hätten uns nun kopistisch das Wissen zueigen gemacht, das wir finanzierten? Dieses Bürokratensubjekt, das nie forschte, nie handelte, sondern nur verwaltete, tut im Tonfall so, als würden wir dem erlauchten Kreise für unsere Interessen das Wissen klauen?

Was glaubt die Alte, wer sie ist?

Es gibt eine arabische Erklärung, warum man Frauen nicht an die Macht kommen lassen sollte. Es ist ein ganz einfache Erklärung. Wenn etwas einfach ist, muss es noch lange nicht falsch sein und so ganz langsam keimt in mir die Toleranz für diese Erklärung. „Weil sie alles kaputt machen“.

Wenn es einen Beweis für diese, widerborstige, simple These gibt, dann ist es Viola König. Auch wenn es als Gegenbeweis einen Herr Müller gibt. Die Königin der Langeweile wird vor der Rente und der Krönung ihrer Karriere mutig und will einer Million Afrikanern und Afrikanerinnen den Broterwerb wegnehmen. Weil das ,was sie herstellen und verkaufen, nun von diesem brunzdummen Subjekt als „Aneignung des Westens“ bezeichnet wird? Was ist das denn für eine verlogene Betschwesternmoral? Das, was von Afrikanern gegen Geld angeboten wird, soll nun „gesetzlich verboten“, alles nicht mehr verkauft und gehandelt werden dürfen? Weil es eine kriminelle Aneignung fremden Kulturguts wäre?

Gibt es eine Steigerung von Schwachsinn?

„Ich persönlich bin gegen jeglichen Verkauf ethnologischer Objekte in Europa, denn sie wurden ursprünglich nicht für den Verkauf, sondern für einen anderen, häufig rituellen Kontext angefertigt. Händler und Sammler scherten sich wenig um ihre originäre Funktion. Unsere Kultur, in der dieser Handel gestattet ist, missbraucht die Gegenstände.“

Wenn also häufig, welch schöner Begriff, von einem Schnitzer oder Heiler ein Gegenstand für einen rituellen Kontext hergestellt wurde, was waren dann die anderen Kontexte? Die Völkerkundemuseen sind voll von handschriftlichen Ausführungen von Ärzten, Architekten, Fotografen, Verwaltungsbeamten, Händlern oder Ingenieuren, die Gegenstände von Afrika nach Deutschland sendeten und ihren Kontext begleitend beschrieben. Statt dass die „Museumskurator_Innen“ nun diese Informationen wissenschaftlich aufarbeiten und zu Ausstellungen kuratieren, gehen diese Schnepfen her und unterstellen posthum den Informanten Korruption, Raub und illegale westliche Aneignung.

Also: Indigene dürfen untereinander handeln, aber die Handelsware darf dann nicht mehr von ethnisch fremden, also zum Beispiel Europäer gekauft werden? Bevor es Euro gab, Frau König, gab es in Afrika einen so genannten Tauschhandel, Frau König. Das waren geldwerte Gegenstände, mit denen Künstler bezahlt wurden, weil sie von „rituell“ nicht abbeissen konnten. Ihre Frauen und Kinder konnten von „umsonst rituell“ auch nichts essen. Auch Frauen, die zum Beispiel auf wunderschöne Tonwaren spezialisiert waren und neben Kochgeschirr auch „rituelle“ Gefäße herstellten, sollten da keine Euros für bekommen? In welchen abgehobenen Welten von Staatsknete leben sie, Frau Viola König?

Von diesen Tonwaren, die alle von Frauen gegen Geld oder Geldwertes in Afrika hergestellt wurden, landeten weniger als 0,001 Promille in westlichen Museen und Sammlungen. Mit Sicherheit eine Auswahl ausnehmend schöner oder wissensschaftlich wertvoller Tongefäße. Weil nun die schönen Arbeiten in westlich musealen Kontext aufbewahrt, von westlichen Schiffen aufwendig und sorgsam transportiert wurden und nicht nach langem Gebrauch kaputt auf einer Abfallhalde landeten, reden Sie, Frau König, von westlicher Aneignung und verwerfen dies moralisch? Welcher irren Religion gehören sie denn an?

Die Zeit: „Wenn man nicht mit diesen Objekten handeln soll: Muss man sie dann auch zurückgeben? Wie soll man denn die ursprünglichen Eigentümer nach Jahrzehnten oder Jahrhunderten ausfindig machen?“

Viola König: „Die Rückgabe ist ein hochkomplexes Unterfangen, eine enge Zusammenarbeit mit den Herkunftsgesellschaften ist die Bedingung. Zuweilen sind dafür die großen Fotobestände hilfreich, die in ethnologischen Museen aufbewahrt werden, insbesondere wenn sich in den Herkunftsgesellschaften noch Personen und Objekte auf den Bildern identifizieren lassen. Dabei ist Eile geboten – und dennoch wird es Jahrzehnte dauern.“

Zu allererst Mal die Frage: Von welchen Männern wurden denn die Fotobestände angelegt? Wie kann man mit einer Herkunftsgesellschaft arbeiten? Kann man diesen geschwallten Stuss noch toppen?

Bleiben wir bei „rituellem“ Tongefäß mit Foto einer Herstellerin, die wohl kaum als Gegenleistung für das Foto dem Fotografen den Topf umsonst gab. Frau König möchte also per Einwohnermeldeamt der Herkunftsgesellschaft die Enkelin ausmachen, nach Afrika fliegen, mit der Enkelin darüber verhandeln, ob das Gefäß unter repressiven Gesichtspunkten einer überlegenen patriarchalen Macht angeeignet und westlich vereinnahmt wurde und der damalige Preis nicht korrekt gewesen sei. Oder mit der Enkelin klären, ob der Topf vielleicht von bösen, bösen Händler entwendet wurde. Denn Frau König weis aus Dokumentarfilmen, dass Entwicklungshelfer gut sind und Händler böse.

„Dabei ist Eile geboten – und dennoch wird es Jahrzehnte dauern.“

Nein Frau König. Ich widerspreche. Es ist keinerlei Eile geboten. Eile ist nur geboten, so Jemand wie sie so schnell als möglich zu vergessen.

Frau Viola König, frühere Direktorin zweier Völkerkundemuseen.

„Den Umgang mit den Provenienzgeschichten der ethnologischen Objekte habe ich durchaus als belastend empfunden. Vor vielen Jahren kaufte ich noch kreativen Kitsch in den Touristenläden von Mexiko und Alaska, eine Madonna von Guadalupe mit Discobeleuchtung etwa. Nach zwei Jahren konnte ich das nicht mehr um mich haben und gab es weg.“

Graue Linie
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