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Galerie Peter Herrmann

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Der Ethnologen Urquell

 
In der Rubrik Menschen und Szene stellen wir für Recherchezwecke einige Protagonisten der kleinen und überschaubaren Gruppierung von Sammlern, Wissenschaftlern und Händlern mit Schwerpunkt Afrika vor. Auf dieser Seite: Herr Ernst Pernicka.


 

Kein Labor für Metallprüfungen in Europa dürfte öfters genannt werden als jenes in dem der jovial scheinende Herr Professor als Direktor zugange ist. Das Curt-Engelhorn-Zentrum für Archäometrie gGmbH in Mannheim. Dort kann man zur naturwissenschaftlichen Analyse afrikanischer Metallskulpturen Informationen über die Authentizität eines Objekts gewinnen und eine "Echtheitsuntersuchung" in Auftrag geben, die dann gern mal bis zu einem Jahr dauert und sehr viel Geld kostet.

Auf dieses Labor berufen sich die neuerdings in großer Zahl entstehenden Metallprüfungslabors, die eines mit Mannheim gemeinsam haben. Sie alle finden nur noch falsche Stücke. Für teures Geld. Dies unter ständiger Berufung auf die Kapazität des Herrn Pernicka.

Darum nun einmal ein intensiver Blick auf diesen Mann, der den Handel und kunsthistorische Forschung sehr erheblich stört. Seit 2011 ist die Galerie Peter Herrmann ebenfalls, wie viele meiner Kollegen vorher, von den Auswirkungen einer solchen Expertise betroffen. Grund genug, die Erfahrungen von Kunstvermittlern und des Handels einmal zu bündeln.



 

Sämtliche von meinen Kollegen und mir bekannten Sammlern in Auftrag gegebene Expertisen des Herrn Pernicka haben als Ergebnis "neu". Für sein Verfahren beruft er sich auf 1996. Da habe er den so genannten Pb-210-Test entwickelt wie in seinen Expertisen steht. Als Untermauerung gibt er aber an anderen Stellen immer an, erst 2008 eine Versuchsreihe gemacht zu haben. Von dieser Reihe sind 23 Bronzeobjekte aus Nigeria neu und drei alt. Alt heißt hier, unbestimmt älter als 120 Jahre. Diese drei sind ausgerechnet aus dem Museum, in dem er Direktor war. Sonst gibt es, nach heutigem Wissensstand mehrerer Kollegen und mir, keine anderen die alt sind.

Die für Sedimentforschung angewandte Pb-210-Methode ist, nach diesbezüglichen Anfragen und Internetrecherchen, für Untersuchung von Bronzegüssen zunächst nicht einmal wissenschaftlich verifiziert. Die einzige Veröffentlichung auf die sich alle metallurgischen Labors berufen ist jene aus 2008 in dem Buch Original-Copy-Fake, auf die auch Pernicka sich immer selbst mit "siehe Pernicka 2008" beruft. Diese Serie ist vollkommen unwissenschaftlich und nie gegengeprüft worden. Es gibt aber, seit Beginn meiner Recherchen so ungefähr ab 1999, viele Physiker und Metallprüfer die sagen, es handele sich bei dieser Pb-210-Prüfmethode bezogen auf Bronzen um baren Unsinn. Gerichtsurteile in denen Herr Pernicka eine unglückliche Rolle spielt, gibt es auch. In mir vorliegenden Unterlagen wurde ihm gerichtlich untersagt, Aluminium und ein paar andere Elemente als Kriterium für "neu" zu definieren, mit denen er seine Pb-210 zu untermauern versucht. Er tut es trotzdem fleißig weiter.

Die 23 "neuen" Objekte aus seiner "Versuchsreihe", alle aus dem Besitz einer einzigen sehr reichen Person, sind sämtlich zu unterschiedlichen Zeitpunkten vorher mit einer Thermolumineszenz-Prüfung getestet worden. Teilweise in mehreren Laboratorien parallel und sie hatten alle ein Alter, das mit stilistischen Beurteilungen übereinstimmte.

In den Listen dieser "Versuchsreihe" von Pernicka müssen die drei "echten" Objekte des Reiss-Engelhorn-Museums mühsam erraten werden. Das irgendwann gefundene Erkennungszeichen dieser drei Bronzen ist dann allerdings ein Skandal. Es steht bei diesen dreien: Aluminium (Al) nicht "0,00" sondern "n.m."

"n.m." bedeutet "not measured", also "nicht gemessen". Wäre es gemessen worden, also danach untersucht worden, müsste da "Al 0,00" stehen wenn kein Alu drin wäre. Diese Methode hat übrigens Herr Junge vom Berliner Museum genauso übernommen und bei nicht geprüften Objekten, das "nicht geprüft haben" mit "ist kein Alu drin" gleichzusetzten.

Auf diese Art lassen sich lästige Widersprüche mühelos beseitigen. Was das alles mit Wissenschaft zu tun hat, ist eine andere Frage.

Hochinteressant ist deshalb auch die Entstehungsgeschichte dieser Prüfreihe auf die sich mittlwerweile auch einige Ethnologen berufen. Der reiche rheinische Geschäftsmann kaufte jene 23 Objekte, die nicht aus einem Museum kamen und gab sie alle dem Labor des Herrn Pernicka zur teuren Prüfung. Alle seien samt und sonders falsch. Daraufhin finanzierte jener Geschäftsmann flugs ein Symposium in Bochum, in dem er einen "wissenschaftlichen" Block bildete. Wie sehr das danach riecht, einen Rücknahmeprozess vorzubereiten, führte ich schon an anderer Stelle aus. Seitdem, allen voran die Wienerin Frau Plankensteiner, wird in kleinem, aber doktoral wichtig betitelten Chor das Lied von Bleizerfall, Aluminium und den bösen Elementen gesungen. Der Wahrheitsgehalt der Aussage steigt jährlich durch irgendeine Veröffentlichung, in der "Pernicka 2008" angegeben wird. Die angegebene so genannte Versuchsreihe ist also nicht anderes als eine Auftragsarbeit der freien Wirtschaft mit Interesse an einem verwendbaren Ergebnis.

Das entstandene Buch, in dem neben dem Artikel des Herrn Pernicka noch anderer sehr erhabener Blödsinn abgedruckt ist, unter Anderem der von Frau Plankensteiner auf den ich an anderer Stelle sehr ausführlich eingegangen bin, ist ebenfalls ein reines Produkt dieser einzigen Person der freien Wirtschaft mit bekannten Hintergründen und Interessenlage. Schön als Stiftung angelegt.


 

Nun zu der schönsten Kapriole, mit der sich der Herr Professor in seinen Expertisen versteigt. Eigentlich erklärt er selbst, dass nicht geht was er da tut:

Es ist allerdings zu beachten, dass die Abwesenheit von messbarer Aktivität des 210Pb kein Beweis für ein Alter über 100 bis 120 Jahre ist, da altes Metall für die Herstellung des Objekts verwendet worden sein könnte. 

Die Methode eignet sich nicht zur Altersbestimmung, da die Konzentration des 210Pb bei der Herstellung des Metalls nicht bekannt ist und in weiten Grenzen schwanken kann. (Für weitere Informationen zur Methode s. Pernicka et al. 2008).

Er schreibt es ginge nicht und untermauert auch dies mit dem wichtigen Hinweis auf seine Veröffentlichung. Diese Formulierung ist das dämlichste, was ich aus der Tastatur der Metallurgen kenne. Es heißt: finde ich Material das beweist das etwas jünger als 120 Jahre ist, ist es eben Beweis. Finde ich nichts, was das beweist, kann es trotzdem neu sein, weil Nichts ja keine Aussage hat und somit "neu" als Möglichkeit beinhaltet.

Im zweiten Absatz relativiert er seine eigene Aussage und sagt, dass sich seine Methode, mit der er vorher neu definiert, gar nicht zur Altersbestimmung eignen würde. Bei einem Mediziner würde sich das etwa so anhören:

Finde ich Bakterien im Blut, ist das der Beweis für eine bestimmte Krankheit. Finde ich keine, kann der Patient aber trotzdem krank sein. Aber auch die gefundenen Bakterien sind vielleicht gar keine. Aber auf jeden Fall braucht der Patient eine Chemotherapie. Denn so oder so könnte er ja krank sein. Um jeder Haftung aus dem Weg zu gehen, sind sämtliche Behandlungsmethoden für sämtliche Krankheiten durchzuführen.

Pernicka redet in mehreren Interviews von Fälschungsschwemmen aus Westafrika. Das ist natürlich klar. Wenn alles aus seinem Labor als neu herauskommt.


 

Nach Oben

Weiter in Erklärungsnot kommt Pernicka, wenn die ominöse ionisierende Strahlenkanone ins Spiel kommt, die dem Handel, in den Augen einiger Metallurgen und Ethnologen ohnehin nur eine Bande von Fälschern, zur Verfügung stehen würde. Mit dieser Kanone wird, sehr vereinfacht ausgedrückt, Alter mittels beschießen von Radioaktivität beigefügt. Wo bitte gibt es aber nun die Abhandlung, wie das von Pernicka mittels seiner Pb-210-Methode untersuchte Material reagiert, das ja die Zerfallszeit eben von Radioaktivität misst?

Kurz. Gibt es nicht.

So wenig wie über eine natürliche Anreicherung über Radon. Die vom Labor des Herrn Pernicka als "neu" entlarvten Objekte waren bisher alle nur aus dem freien Handel, deren Protagonisten ein Prozess nahezu unmöglich ist. Umso dankbarer sind wir jenem Händlerkollegen, der von 1997 bis 2001 sein Vermögen, in viereinhalb Jahren seine Gesundheit und seine Rente riskierte um mit seinem Widerspruch gegen Leute wie Pernicka vorzugehen. Was Pernicka vorher nicht wusste, dass der Händlerkollege in seinem vorigen Beruf als Metallprüfer für komplizierte Verfahren unter anderem für den TÜV und viele deutsche Labors arbeitete. Die Liste von Doktoren und Professoren die gegen die Expertise Pernickas aussagten, liest sich wie das Who is Who der deutschen Wissenschaft. Herr Pernickas Expertise wurde ohne Einschränkung abgelehnt. Der Prozess gegen den Kollegen dadurch zu 100 Prozent verloren. Macht Herr Pernicka und ein paar Ethnologen aber gar nichts aus.

Expertisen von Museumstücken, so heißt es zwar immer wieder mal unter der Hand gestreut, liegen dem Labor vor, doch gesehen wurde noch keine. Obwohl Museen von Steuern der Öffentlichkeit finanziert werden, müssen natürlich manche Ergebnisse streng vor jener Öffentlichkeit geheim gehalten werden. Man weiß ja nie, welchen Unfug die Öffentlichkeit sonst damit treiben würde.

Als Gerücht liegen uns nun jedoch Informationen vor, die folgendes Besagen: Es wurden im Jahr 2013 einige Objekte des Wiener Museums für Völkerkunde von Pernicka geprüft und es stellte sich mit schon sehr genauen Angaben heraus, dass sie Aluminium enthalten. Die These, dass das Vorhandensein von Aluminium automatisch neu ergibt, stammt, wie schon ausgeführt, eben von Pernicka. Da fast immer und überall Aluminium in Westafrikanischen Bronzen vorhanden ist, nimmt er diese Tatsache und untermauert damit sein Pb 210-Methode. Mit einer Behauptung beweist er die andere und umgekehrt. Damit das ganze aus seiner Sicht noch solider wird, läßt er sich Behauptungen einfallen, wie: Das Vorhandensein von Mangan und Cadmium wäre ebenfalls ein Beweis für neu. Wenn nun aber in alten Stücken des Museums Aluminium zu finden ist, beginnen langsam auch diese Objekte nur noch so alt zu sein wie ihr Einkaufsdatum.

Damit hätte Pernicka geschafft, endlich die von Einigen verstümmelte These von Hegel neu zu deuten: Afrika hat keine Geschichte. Pernicka ist dabei, sie abzuschaffen. Wenn er es bei Bronzen geschafft hat, dürfen wir noch gespannt sein, wie er Terrakotten aus Ausgrabungen als "neu" definiert. Der Grundstock ist schon gelegt. In dem nämlich Pernicka durch seine tolle Methode die Thermolumineszenz-Prüfung als null und nichtig deklariert, kann die ja auch nicht mehr bei Terrakotten angewandt werden. Damit hätte Pernicka den subsaharisch afrikanischen Kontinent ins endgültig bedeutungslose Nichts gestoßen.

Seine teuren Expertisen werden interessanterweise nicht von TL-Gutachten begleitet, die in seinem Labor zwar angeboten, aber nicht gemacht werden. Übrigens bei anderen metallurgischen Labors ebenfalls. Mehrfach gaben wir eine Metalluntersuchung und eine Thermolumineszenz-Prüfung im gleichen Labor in Auftrag, bekamen aber nur die Metallanalyse mit der Behauptung: Alu ist gleich neu. Die in Auftrag gegebene TL, die wir ja bezahlen wollten, bekamen wir einfach nicht. (Siehe Oxford, Paz, CIRAM …)

Sämtliche aufgezählten Behauptungen seiner Legierungsableitungen musste Pernicka vor Gericht schon zurücknehmen, was ihn aber nicht anficht, immer genau das gleiche wieder und wieder zu behaupten. Eine Vermutung des Schreibers dieser Zeilen ist ein Bezug zu dem unauffälligen GmbH im Header der Anschrift von Herrn Pernicka. In seiner Aussage gegenüber dem LKA in meinem Verfahren schreibt er denn auch völlig wirr und bizarr, er dürfe das was er sagt eigentlich per Gerichtsbeschluss nicht mehr sagen, sage es aber dennoch. Wodurch natürlich juristisch seine Expertise in der Bedeutung gegen Null geht. Nur das Gewicht des Titels Professor hat vielleicht noch Gewicht. Je nach Standesdünkel von Richter oder Richterin.

Peter Herrmann.Oktober 2013



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Eine Bitte
 

Sollte einem der geneigten Leser die Expertise eines Bronzeobjekts aus Westafrika bekannt sein, das mit einer Expertise des Curt-Engelhorn-Zentrum für Archäometrie gGmbH alt ist, wäre der Schreiber dieser Zeilen dankbar, für weiterführende Studien eine Kopie zu erhalten.

Schon im Voraus herzlichen Dank.


nix
Anmerkung
 

Im Januar 2014 wurde eine eingeleitete Ermittlung gegen die Galerie Peter Herrmann von der Staatsanwaltschaft Berlin zurückgewiesen Wie in vielen anderen Prozessen wurde damit die Expertise des Herrn Pernicka als nicht relevant abgelehnt. Interessant in diesem Zusammenhang: Ohne Geschädigte, nur eine Denunziation als Grundlage, leitete das LKA Berlin sofort sechs beschlagnahmte Objekte weiter in das Labor des Herrn Pernicka. So geschehen schon mit anderen Kollegen. Sehr lohnenswert für das Labor.


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Links
  Bronzen aus Südnigeria. Eine Betrachtung der Frau Dr. Barbara Plankensteiner.
 
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  Expertise von Barbara Plankensteiner für das LKA mit Kommentaren
 
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  Artikel über Peter Junge
 
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  Artikel über Udo Horstmann
 
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  Alterszuordnungen Artikel von Peter Herrmann
 
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  Stiftung Vergessene Kulturgüter über Hermann Forkl. Externer Link
 
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  Benin-Im Fadenkreuz Artikel in Kunst & Kontext
 
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  Ausstellung 2007. Mit vielen Auktionsergebnissen
 
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  Ausstellung 2008
 
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  Ausstellung 2009
 
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  Ausstellung 2011
 
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Beschreibung der Thermolumineszenzanalyse von den Herren Prof. Dr. Joseph Riederer & Dr. Christian Goedicke. Der ehemaliger Direktor und der leitende Forscher des Rathgen-Forschungslabor Berlin benützten ebenfalls unser Prüfmethode. (Riederers damalige Beschreibung der Bleizerfallsmessung teilen wir nicht mehr.)
 
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Externer Link zur Seite von Prof. Dr. Joseph Riederer, der, wie Peter Herrmann, die "Fälschungsschwemme" von Frau Plankensteiner und Herr Pernicka in Frage stellt.
 
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  Ethnologisches Museum Berlin - Digitale Ausstellung - Vergleichsobjekte
 
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  Question?? Answer!!! What about airport X-Rays and Radiography ? - Kotalla | pdf
 
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Wikipedia - "...Bisher ist es Fälschern nicht gelungen, diese Methode der Altersbestimmung auszuhebeln, weil es offensichtlich unmöglich ist, frisch gebrannte Keramik durch künstliche Bestrahlung so „aufzuladen“, dass der zeitliche Verlauf der TL-Strahlung während des Erhitzens imitiert wird."

 
Ergänzungen

 
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